Print Friendly and PDF

Interview mit Dr. Martin Zwyssig, «CFO of the year 2018»

Im Gespräch mit Dr. Martin Zwyssig, CFO Autoneum, hatte Benjamin Kaltwasser, Center for Corporate Reporting, Gelegenheit, den amtierenden «CFO of the year 2018» zu seiner Auszeichnung, guter Kapitalmarktkommunikation sowie zur sich wandelnden Rolle des CFO zu interviewen.

 

Herr Zwyssig, Sie wurden vom CFO Forum Schweiz zum «CFO of the year 2018» in der Kategorie SPI gewählt. Wir gratulieren Ihnen zum Titel! Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?

Die Auszeichnung freut mich sehr. Sie ist vor allem aber auch eine Auszeichnung für mein Team. Sie motiviert uns, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und die Qualität und Transparenz der finanziellen Führung von Autoneum weiter voranzutreiben.

 

Was macht für Sie gute Kapitalmarktkommunikation aus? Wie ist sie bei Autoneum konkret organisiert?

Aussagen müssen präzise und konsistent sein. Ebenso wichtig ist Kontinuität in der Kommunikation. Auch das gegenseitige Vertrauen unter den Gesprächspartnern spielt eine wichtige Rolle. Unser Ziel ist, dass sich die Akteure am Kapitalmarkt ein klares Bild über unser Unternehmen und die Performance von Autoneum machen können. Persönlich lege ich Wert darauf, immer bereits einen Blick auf die nächste Berichtsperiode zu werfen, damit ich die Kommunikation frühzeitig nuancieren kann und meine Gesprächspartner die Möglichkeit haben, ihre Erwartungen zu adjustieren. Kommt es dennoch einmal anders, müssen die Gründe für die Abweichung so rasch wie möglich erklärt werden.

Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Bei Autoneum sind die Kommunikationskompetenzen klar geregelt. Wir informieren zweimal im Jahr anlässlich der Publikation unserer Geschäftszahlen und einmal im Rahmen eines spezifischen Analysten- und Medienanlasses. Aktionäre und Investoren treffen wir regelmässig im Rahmen von Roadshows und zu individuellen Gesprächen. Unsere Analysten betreue ich persönlich.

 

Welche Ziele verfolgt Autoneum mit seinem Geschäftsbericht neben der Erfüllung regulatorischer Pflichten?

Der Geschäftsbericht ist ein wichtiges Kommunikationsinstrument für Autoneum. Wir präsentieren darin nicht nur die wichtigsten Entwicklungen und Erfolge eines Geschäftsjahres, sondern informieren darüber hinaus auch zu übergeordneten Unternehmensthemen und Industrietrends. Ausserdem präsentieren wir in unserem Geschäftsbericht an konkreten Beispielen, wie die Unternehmenswerte und die ihnen zugrunde liegende Kultur bei Autoneum gelebt werden. Übrigens habe ich schon vor Jahren im Rahmen meiner Dissertation untersucht, welche Stellung der Geschäftsbericht im unternehmerischen Kommunikationsprozess einnimmt und inwiefern er sich eignet, soziale und ökologische Aspekte zu transportieren. Zu dem Zeitpunkt existierte der Begriff «Corporate Responsibility» noch nicht. Aber schon damals war klar, dass der Geschäftsbericht sich für weit mehr anbietet als nur zur Kommunikation der Financial Statements.

 

Kapitalmarktakteure wollen vermehrt Informationen zu ESG-Themen und räumen diesen eine zentralere Rolle ein. Wie beurteilen Sie diesen Trend, und wie reagieren Sie darauf?

Dieser Trend ist wichtig. Jedes Unternehmen ist Teil der Gesellschaft. Für Autoneum ist der ganzheitliche Dialog, über die rein finanziellen Eckwerte hinaus, schon lange Bestandteil der Kommunikation. Verantwortliches Handeln ist Teil unserer Unternehmenskultur. Wir haben dafür eigens eine unternehmensweite Corporate-Responsibility-Funktion und ein entsprechendes Steering Committee geschaffen, dem unter anderem der CEO und ich angehören. 2017 hat Autoneum übrigens eine konzernweit geltende «Corporate-Responsibility-Strategie 2025» mit umfangreichen Zielsetzungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Ethik definiert und verabschiedet, die ab diesem Jahr an allen Standorten des Unternehmens sukzessive umgesetzt wird. Es ist unser erklärtes Ziel, auch im Bereich Corporate Responsibility neue Massstäbe in unserem Industrieumfeld zu setzen.

 

Durch aktuelle Trends wie Elektromobilität, autonomes Fahren oder Carsharing verändern sich auch die Anforderungen an das Automobil der Zukunft. Welche Chancen ergeben sich aus diesen Entwicklungen für Autoneum?

Die Automobilindustrie steht vor tief greifenden Veränderungen – Sie haben die wesentlichsten Trends bereits genannt. Dabei handelt es sich um langfristige Prozesse, die nicht von heute auf morgen geschehen. Die Richtung ist aber klar, und als Innovationsführer haben wir diese Trends bereits frühzeitig antizipiert und unser Produktportfolio entsprechend ausgerichtet. Bereits heute beliefern wir verschiedenste Elektrofahrzeughersteller und sind stolz darauf, dass sich auch neue Fahrzeughersteller für Autoneum entscheiden. Das zeigt, dass unsere Expertise gerade auch in der Entwicklung der Fahrzeuge von morgen unverzichtbar ist.

 

Das Thema «War for talents» ist besonders bei innovationsgetriebenen Unternehmen aktuell. Wie gewährleisten Sie, von Talenten als attraktives Unternehmen wahrgenommen zu werden?

Auch hier ist unsere Markt- und Innovationsführerschaft ein Wettbewerbsvorteil: Ob Ingenieur, Techniker oder Verwaltungsmitarbeiter – Bewerber möchten bei einem in ihrem Bereich führenden Unternehmen arbeiten. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, ob und wie ein Unternehmen seine Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft wahrnimmt. Wir stellen fest, dass Stellensuchende gerade unser Engagement in diesem Bereich sehr positiv wahrnehmen.

 

Es wird viel von der sich wandelnden Rolle des CFO gesprochen. Was macht für Sie einen modernen CFO aus?

Es ist immer wieder spannend, wie vielfältig sich die Aufgaben eines CFO präsentieren. Nicht alles, was in die Rolle eines «modernen» CFO hineininterpretiert wird, macht auch Sinn. Für mich ist die CFO-Funktion in erster Linie zahlenorientiert. Der CFO verkörpert das «finanzielle Gewissen» eines Unternehmens. Er muss aber auch das Geschäft verstehen, marktorientiert und proaktiv handeln und in der Lage sein, strategische Prozesse mitzugestalten. Last, but not least ist der CFO in finanziellen Fragen Coach des CEO und Sparringpartner der Konzernleitung. Insofern widersprechen sich die Rollen moderner und traditioneller CFO nicht.

 

Wie beurteilen Sie den Einfluss von digitaler Automation und künstlicher Intelligenz auf die Rolle des CFO der Zukunft?

Die finanzielle Führung von Unternehmen wird sich stark verändern. Überall, wo es um Systeme, Prozesse und Standardisierung geht, können digitale Automation und künstliche Intelligenz grosse Vorteile bringen. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass die strategische Bedeutung des CFO angesichts dieser Trends und aufgrund von immer detaillierter erforderlichen Datenanalysen zunehmen wird. Bei Autoneum kommt noch hinzu, dass wir über eine hohe Wertschöpfungstiefe verfügen und kontinuierliche Effizienzsteigerungen entscheidend sind für unseren Geschäftserfolg. Auch die Administration muss hierzu ihren Beitrag leisten. Dabei wird uns die Digitalisierung helfen, um dieses überstrapazierte Wort einmal mehr zu verwenden.

 

Wo finden Sie den Ausgleich zu Ihrer anspruchsvollen Tätigkeit? Welche Hobbys pflegen Sie?

Am besten erhole ich mich zu Hause im Garten, da finde ich Abwechslung und Entspannung. Ich bin auch gerne unterwegs und entdecke neue Länder und Kulturen. Für Sport reicht die Zeit nur knapp, um mich einigermassen fit zu halten.