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Studien und Analysen zu Geschäftsberichten

Executive Summary

Zahlreiche Rankings, Analysen und Studien befassen sich mit dem Geschäftsbericht. Das macht es nicht leicht, den Überblick zu behalten: Welche Arten von Studien gibt es? Wer verantwortet sie? Was lässt sich aus den Ergebnissen für die eigene Arbeit ableiten? Eine aktuelle Untersuchung des Center for Research in Financial Communication in Kooperation mit dem CCR bietet Orientierung.

Drei Arten von Studien und Analysen

Eine Schlagwortsuche in diversen elektronischen Datenbanken resultierte in 48 aktuellen Studien und Analysen zu Geschäftsberichten (Zeitraum: vor allem 2014-2017). Systematisch lassen sich diese in drei Arten von Studien unterteilen: einmalige Studien, periodische Studie sowie Ratings und Wettbewerbe. Diese drei Studienarten lassen sich wie folgt charakterisieren:

  • Einmalige Studien: Untersuchen einen Aspekt des Reporting vertieft, häufig akademische Träger, höhere methodische Komplexität, relativ hohe Aussagekraft.

    • Vorteile: Klarer Fokus, häufig methodisch vielfältiger (Inhaltsanalysen und Befragungen), Beteiligung akademischer Träger erhöht Transparenz und Qualität.

    • Nachteile: Enger Fokus, ermöglicht nur Aussagen zum jew. spezifisch untersuchten Aspekt, keine Zeitreihen/keine Aussagen über Entwicklungen im Zeitverlauf.

  • Periodische Studien: Untersuchen einen oder mehrere Aspekte des Reporting im Zeitverlauf, ermöglichen Aussagen über Entwicklungen, häufig kommerzielle Träger, meist basierend auf Inhaltsanalysen, sehr unterschiedliche Qualitäten.

    • Vorteile: Mehrmalige Erhebung zeigt Entwicklungen im Zeitverlauf, ermöglicht Ableitung von Trends, häufig hoher Praxisbezug, häufig Ableitung von Empfehlungen.

    • Nachteile: Häufig kommerzielle Träger – Fokus auf Beratungsschwerpunkt des Trägers engt Perspektive der Analyse ein, in einigen Fällen geringe Transparenz hinsichtlich Methodik, teilweise schwierig einzuschätzende Zuverlässigkeit der Ergebnisse.

  • Rankings und Wettbewerbe: Analysieren und bewerten zahlreiche Aspekte des Reporting, starker Fokus auf Formalien, ausschliesslich Inhaltsanalysen, häufig intransparente Methodik, in einigen Fällen sehr eingeschränkte Aussagekraft.

    • Vorteile: Inhaltlich relativ grosse Bandbreite, Rankings und Benchmarkings ermöglichen Vergleiche, zum Teil Internationalität.

    • Nachteile: In der Regel kommerzielles Verwertungsinteresse, methodische Einseitigkeit, zum Teil starke Mängel hinsichtlich Methodentransparenz, häufig unsystematisches Sampling (Einreichungsprinzip).

Überblick über das Feld

Im Überblick der identifizierten Studien und Analysen ergeben sich einige Auffälligkeiten:

  • Die Anzahl der Studien ist insgesamt relativ hoch und hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Häufig engagieren sich kommerzielle Träger, die Studien zum Zweck des Agenda Setting einsetzen, insbesondere um auf ihre Beratungsschwerpunkte zu verweisen und Expertise zu signalisieren. Nur wenige akademische Träger (Universitäten, Hochschulen) veröffentlichen Studien und Analysen zum Reporting.

  • Zahlreiche Studien bemühen sich um einen praktischen Nutzen und leiten Empfehlungen ab. Die Zuverlässigkeit dieser Empfehlungen ist jedoch abhängig von der Qualität der Untersuchung – und diese schwankt stark.

  • Viele Studien gehen den „Weg des geringsten Widerstandes“: Inhaltsanalysen dominieren das Feld, da die veröffentlichten Berichte relativ leicht zu untersuchen sind. Nur selten werden aufwendigere Befragungen durchgeführt. Sehr wenig bekannt ist daher über die Erstellungsprozesse, interne Abläufe, Ressourcen, etc.

  • Es werden relativ viele Rankings und Wettbewerbe veranstaltet – national und international. Offensichtlich besteht ein Interesse an Benchmarkings, der Identifikation von Best Practices und Auszeichnungen. Die Aussagekraft vieler Rankings und Wettbewerbe ist jedoch tief, da die Methodik nicht ausreichend transparent ist.

  • Relativ viele Studien befassen sich mit inhaltlichen Schwerpunkten des Reporting (z.B. Präsentation des Unternehmensprofils, der Finanzdaten oder Nachhaltigkeit) und auch mit Gestaltungsformalien (Navigation, Illustration, Abbildungen).

  • Relativ wenige Studien befassen sich mit Herausforderungen der Digitalisierung (Crossmedialität, Interaktivität, Usability) und der strategischen Ausrichtung und Steuerung des Geschäftsberichts (Prozesse, Trends, Integration).

Wie sollten Sie Studien und Analysen verwenden?

1. Den Überblick behalten! Rankings und Wettbewerbe und auch einige periodische Studien geben einen guten Eindruck davon, was die Branche bzw. das Feld derzeit umtreibt: Was sind aktuelle Themen im Reporting? Was gilt derzeit als „state of the art“, was kommt aus der Mode? So können Sie beurteilen, ob Ihr Bericht den aktuellen Anforderungen im Allgemeinen entspricht, oder ob Anpassungen / Aktualisierungen notwendig sind. Durch den gelegentlichen Blick auf Rankings und Wettbewerbe sowie periodische Studien behalten Sie einen groben Überblick über das Wettbewerbsumfeld.

2. Nach relevantem Thema suchen! Vor allem die medial relativ präsenten Rankings und Wettbewerbe bieten einen eher breiten, oft etwas oberflächlichen Überblick über das Feld. Der spezifische Informationsgehalt der Rankings und Wettbewerbe ist daher eher tief, die Aussagekraft zum Teil aufgrund methodischer Intransparenz fraglich. Vor welcher Herausforderung steht Ihr Unternehmen und Ihr Bericht? Was möchten Sie verbessern oder verändern? Wenn Ihnen klar ist, wo Sie ansetzen möchten, suchen Sie besser gezielt nach einmaligen Studien, die das für Sie relevante Thema gezielt untersucht. (Nutzen Sie bspw. das Schlagwortverzeichnis dieses Überblicks, um Studien zum für Sie relevanten Thema zu finden.)

3. Auf den Absender schauen! Wenn Sie eine Studie konsultieren, achten Sie auf den Träger der Studie. Handelt es sich um eine Beratung? Dann ist eine gewisse Vorsicht geboten. Schauen Sie genau hin: Wie transparent wird das Vorgehen der Studie beschrieben? Die Qualität der Beraterstudien schwankt stark. Auch wenn es banal klingt: War eine Hochschule oder Universität an der Studie beteiligt, dann ist das ein gutes Zeichen – Akademiker geben ihren Namen meist nicht für fragwürdige Analysen her.

4. Nicht jeder Empfehlung folgen! Viele Studien und Analysen bemühen sich, praktische Empfehlungen abzuleiten. Das ist einerseits bequem und hilfreich. Aber andererseits ist nicht jede Empfehlung (a) gut begründet (siehe Punkt 3) und (b) wirklich relevant. Kommerzielle Träger veröffentlichen gerne Studien zu ihrem Beratungsgegenstand. Macht als Firma XY bspw. Farbberatung, dann gibt sie vielleicht eine Studie zur Farbgebung von Geschäftsberichten heraus und empfiehlt am Ende die Farbe Blau. Aber: Nur weil Firma XY gerne Farbberatung machen möchte, heisst das nicht, dass die Farbe eines Geschäftsberichts wirklich von Bedeutung ist.

5. Netzwerke nutzen! Im Arbeitsalltag ist nicht immer genug Zeit, nach Studien zu suchen oder deren Qualität einzuschätzen. Vielleicht haben Sie in der Vergangenheit mit einer Hochschule oder Universität kooperiert? Vielleicht sind Sie Mitglied eines Verbands oder Expertennetzwerks? Fragen Sie dort einfach um Rat – erkundigen Sie sich nach aktuellen Studien zum für Sie relevanten Thema, oder bitten Sie um eine kurze Einschätzung der Qualität einer Studie. Fragen kostet nichts – und lieber einmal nachgefragt, als Mittel in eine fragwürdige Empfehlung investieren.

Als Firmenmitglied können Sie die komplette Studie sowie eine grafisch aufgearbeitete Version der Ergebnisse unter info@corporate-reporting.com bestellen. Für etwaige Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.