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Silos für die Landwirtschaft. Rockbands für das Reporting.
Silodenken gehört zu den grössten Herausforderungen im Management. Es ist das Gegenteil einer fruchtbaren Zusammenarbeit – doch genau diese macht erfolgreiches Corporate Reporting aus. Wie geht es also besser?
Von Fabian Dieziger
In der Landwirtschaft sind Silos eine tolle Sache. Sie speichern die Ernte zuverlässig, bis sie für den Verbrauch abgerufen wird. Auch in Firmen finden sich Silos – im Organigramm in Form von Abteilungen. Die Fachkräfte in Gruppen einzuteilen, verspricht gebündeltes Fachwissen und damit grossen Mehrwert.
Knifflig wird es dann, wenn man nicht mehr nur ein Getreide, sondern eine Mischung braucht: Die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit läuft oft harzig. Typische Sätze wie «Dafür sind wir nicht zuständig» oder «Wir konnten hier nicht weitermachen, weil wir auf Abteilung XY warten» haben wir alle schon viel zu oft gehört.
Wie entsteht Silodenken und zu welchen Problemen führt es?
Die Wurzel des Übels ist schnell gefunden: In Unternehmen wird jede Abteilung an anderen Zielen gemessen. Exemplarisch ist der Konflikt zwischen Beschaffung und Vertrieb. Der Einkauf möchte einen hohen Lagerumschlag, der Vertrieb eine hohe Verfügbarkeit für maximalen Absatz. Die Vertiefung in die eigene Tätigkeit, zunehmende Spezialisierung und ein zu grosser Fokus auf die eigene Karriere erledigen den Rest, und schon ist der Blick aufs grosse Ganze verloren.
Für das Reporting ist das ein besonderes Problem, weil enge Zusammenarbeit in der Natur der Sache liegt: Die Geschäftsleitung gibt die Strategie vor, die Kommunikationsabteilung verantwortet die Umsetzung. Sie soll Informationen aus verschiedensten Abteilungen sammeln und eine gesamtheitliche Betrachtung aus finanzieller, operationeller und Nachhaltigkeitssicht zusammensetzen.
Umso kniffliger wird es bei Grossprojekten, wo sich die Kommunikation externe Unterstützung von Reporting-Agenturen, Designerinnen, Fotografen und Sprachdienstleistern holt. So müssen nicht mehr nur die eigenen Silos zusammenrücken, sondern auch jene der Nachbarhöfe – eine Herausforderung, die wir als Text- und Übersetzungsagentur in jeder Reporting-Saison aufs Neue erleben.
Silodenken überwinden – so klappt’s
Stellen Sie sich eine Rockband vor, die Grenzen ausloten und so altes Denken aufsprengen kann. Was es dafür braucht:
Die Besetzung: Mehr Instrumente, mehr Spass! Formieren Sie Teams mit Mitgliedern aus allen Abteilungen. Das fördert die Kommunikation und stellt sicher, dass alle Aspekte des Geschäfts einfliessen.
Die Ziele und Rollen: Frontmann/-frau oder eher im Hintergrund? Definieren Sie klare Verantwortlichkeiten, Ziele und Prozesse, damit alle auf dasselbe hinarbeiten und wissen, was von ihnen erwartet wird.
Die Proben: Zusammenkommen heisst besser werden. Planen Sie genug Austauschgefässe ein. Das baut Vorurteile ab und fördert die gegenseitige Wertschätzung, das Mitdenken und die frühzeitige Problemlösung.
Der Bandraum: Nutzen Sie eine gemeinsame Plattform und Tools für den Datenaustausch. Das verhindert Mehrspurigkeiten und fördert Transparenz und Konsistenz.
Das Konzert: Holen Sie nach der harten Arbeit auch tatsächlich alle auf die Bühne. Bedanken Sie sich aufrichtig und lassen Sie ruhig auch die Vorgesetzten wissen, wie sehr die Projektbeteiligten gerockt haben.
Das Management: Führungskräfte haben hier wie so oft eine Schlüsselrolle. Sie stellen die Ressourcen und die Unterstützung zur Verfügung und leben die Zusammenarbeit vor.
Und nun gehört die Bühne Ihnen!
Supertext macht Lesefreude. Mit Projekten für Novartis, BKW oder die Migros hat sich der Sprachdienstleister als Partner für mehrsprachiges Reporting einen Namen gemacht – mit Expertise in Konzept und Storytelling über die Wahl der Linguist*innen bis zur Technik und Datensicherheit.
Fabian Dieziger
ist Gründer und Mitglied des Verwaltungsrates bei Supertext.