Print Friendly and PDF

Stakeholder-Engagement: der digitale Aufbruch

← zurück zur kompletten Ausgabe

Stakeholder-Engagement: der digitale Aufbruch

In einer Ära der digitalen Innovation betreten Unternehmen im Relationship- Management neues Terrain. Der konventionelle Ansatz – beispielsweise in den Investor Relations (IR) –, der persönliche Treffen und Finanzberichte betont, koexistiert nun mit hybriden Generalversammlungen und Konferenzen, Echtzeit- Datenaktualisierungen und einer verstärkten Nutzung von Social-Media-Kanälen. Dieser Wandel stellt einen signifikanten Fortschritt im finanziellen Ökosystem dar, der die Tür zu mehr Effizienz und Transparenz öffnet.

Von Anthony Welbergen

In den vergangenen Jahren haben wir einen signifikanten Zuwachs an digitalen Kommunikationskanälen erlebt. Gemäss einer Studie von McKinsey (2020) haben 84 Prozent der befragten Unternehmen den Einsatz derselben im Zuge der Pandemie deutlich ausgeweitet. Die zunehmende Verlagerung in den digitalen Raum hat Unternehmen dazu gezwungen, die Beziehungen zu ihren Stakeholdern neu zu definieren.

Die digitale Transformation eröffnet für Unternehmen immense Potenziale – globale Reichweite, Skalierbarkeit und eine bisher unerreichte Transparenz, um nur einige zu nennen. Doch der Wandel ist kein Spaziergang im Technologiepark. Unternehmen stossen auf technische Herausforderungen, Datenschutzbedenken und den Verlust des menschlichen Elements in der Kommunikation. Darüber hinaus kann der Prozess der Digitalisierung teuer sein, sowohl in Bezug auf die Bereitstellung der Technik als auch auf die Schulung von Mitarbeitenden. Im Vergleich zu den grenzenlosen Möglichkeiten wirken solche Herausforderungen jedoch verschwindend klein.

Ein hybrider Erfolgsplan: Beweggründe und Erkenntnisse

Um ihre Analysten- und Bilanzmedienkonferenz im ergangenen Februar erstmals als hybride Veranstaltung abzuhalten, hat sich die Mobimo Holding AG für ein neues Setup mit einer virtuellen Eventplattform und integriertem verbalem Online-Q&A entschieden. Dieser Entscheid basierte auf verschiedenen Überlegungen: Im Allgemeinen wird die individuelle Wahlfreiheit zwischen physischer Präsenz und interaktivem Livestream immer mehr geschätzt. Gleichzeitig signalisiert das Unternehmen mit dem Angebot eine Aufgeschlossenheit gegenüber dem digitalen Fortschritt.

Für die Umsetzung wurde ein erfahrener Partner gesucht, der über abteilungsübergreifendes Know-how verfügte und von der audiovisuellen Produktion bis zur IT alles aus einer Hand bieten konnte. Die Benutzerfreundlichkeit der virtuellen Plattform, die Einfachheit des Einladungsprozesses sowie die Möglichkeit, das Branding der eigenen Corporate Identity anzupassen, waren weitere Entscheidungskriterien.

In einem Sitzungszimmer am Geschäftssitz wurde temporär ein vollausgestattetes Studiosetting eingerichtet. Nicht zu unterschätzen sind die vorgängigen technischen Abklärungen. In den seltensten Fällen lässt sich eine virtuelle Übertragung «Plug and- Play» umsetzten. Vielmehr müssen Bandbreite der Internetleitung, Cybersicherheit und weitere technischen Anforderungen mit genügend Vorlaufzeit analysiert und sichergestellt werden. Die erstmalige Durchführung der hybriden Analysten- und Bilanzmedienkonferenz hat die Erwartungen voll erfüllt. Das professionelle und zeitgemässe Format wurde in den verschiedenen Stakeholder-Kreisen sehr geschätzt, auch wenn das digitale Potenzial – z. B. die Einbindung der eigenen Webcam für das Q&A – von vielen Online-Teilnehmenden noch nicht voll ausgeschöpft wurde. Allenfalls lohnt es sich hier, im Vorfeld nochmals explizit auf diese Möglichkeiten hinzuweisen.

Während die Erstumsetzung mit einigen initialen Abklärungen und Aufwänden verbunden ist, liegen die Vorteile von virtuellen Konferenzen für die Unternehmen anschliessend auf der Hand. Sie ermöglichen eine einfache Zugangskontrolle: Plattformen für virtuelle IR-Events steuern den Einlass individuell, anonymisieren Teilnehmende (falls nötig), und liefern detaillierte Statistiken über den Anlass. Sie bringen Zeitersparnis: Digitale Events sind einfacher und darum schneller organisiert als physische Events. Sie erzielen mehr Reichweite: Digitale Events finden ortsunabhängig statt. Weil von überall her teilgenommen werden kann und keine Anreise nötig ist, nehmen mehr teil.

Virtuelle Anlässe besitzen Potenzial für mehr Engagement: Innovative Plattformen für digitale IR-Events verbessern die Interaktion dank Abstimmungen, Live-Chats und Q&A-Sitzungen und binden alle Teilnehmenden ein. Vertrauliche Gespräche sind dank 1:1-Meetings ebenfalls problemlos möglich.

Chancen der Digitalisierung nutzen

Die digitale Transformation im Stakeholder-Relationship-Management und IR ist zweifellos eine Reise mit vielen Chancen und Herausforderungen. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen auf diese Veränderung reagieren, aktuelle und potenzielle Investoren engagieren und die Chancen nutzen, die die Digitalisierung bietet. Gleichzeitig sollten sie sich der damit verbundenen Herausforderungen bewusst sein und Strategien entwickeln, um diese zu überwinden. Auch wenn die Reise nicht gänzlich reibungslos verläuft, öffnet sie dennoch das Tor zu aufregenden neuen Möglichkeiten im Stakeholder-Engagement. Bei Mobimo werden wir unsere Jahreskonferenz auch zukünftig im hybriden Format durchführen, um so den Kontakt zu unserem Unternehmen für alle Stakeholder-Gruppen so individuell und komfortabel wie möglich zu halten.

Artikel als PDF downloaden


Erfolgsfaktoren für ein digitales Stakeholder-Engagement

  1. Definieren Sie klare Ziele, Zielgruppen und Technologieanforderungen.

  2. Priorisieren Sie die Sicherheit Ihrer Kommunikationsnetzwerke.

  3. Stellen Sie relevante Inhalte über digitale Plattformen zeitnah bereit.

  4. Fördern Sie den Dialog mit Stakeholdern durch interaktive Webinare und Fragerunden.

  5. Verwenden Sie Daten und Analysen zur Verbesserung Ihres Verständnisses für Stakeholder-Verhalten und zur Anpassung Ihrer Kommunikationsstrategie.

  6. Bleiben Sie stets auf dem neusten Stand, um den sich wandelnden Anforderungen gerecht zu werden.


Anthony Welbergen

ist Leiter Corporate Communication (D-CH) bei Mobimo. Davor war er rund 10 Jahre als Kommunikationsberater bei Farner Consulting in Zürich tätig. Er besitzt einen Master in Kommunikations- und Gesellschaftswissenschaften der Universität Luzern.