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CFO-Interview mit Peter Hackel, Straumann AG

Herr Hackel, herzliche Gratulation zur Auszeichnung «CFO of the Year» in der Kategorie SMI Expanded. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?

Diese Auszeichnung ist eine grosse Ehre, allerdings nicht für mich, sondern für alle Kolleginnen und Kollegen in der Finanzabteilung in Basel und auf der ganzen Welt. Ich durfte den Preis nur stellvertretend für das Team entgegennehmen. Es ist für mich eine Anerkennung für die gute Arbeit, die mein Team konstant über die letzten Jahre geleistet hat.

Sie waren vor Ihrem Wiedereinstieg 2014 schon einmal sechs Jahre für Straumann tätig. Was macht Straumann zu einem besonders spannenden Arbeitgeber?

Ich wurde oft gefragt, wieso ich zu Straumann zurückgekehrt bin, und dafür gibt es zwei Hauptgründe. Einerseits die Medizinaltechnik als Branche, andererseits – und das ist der wichtigere Grund – die Kolleginnen und Kollegen, die schlussendlich die Einzigartigkeit von Straumann ausmachen. Unsere Vision lautet «More than creating smiles. Restoring confidence». Dies umschreibt unser Ziel sehr gut. Mit unseren Produkten – Zahnimplantaten und Aligners – geben wir den Menschen zum Beispiel nicht nur einen Zahnersatz, sondern wir erhöhen damit die Lebensqualität der Patienten. Das ist eine sehr schöne und motivierende Aufgabe. Aber jede Strategie auf Papier kann nur mit der richtigen Kultur und engagierten Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen umgesetzt werden. Es macht Spass und ist sehr motivierend, in dieser positiven Umgebung zu arbeiten und sich gemeinsam immer neue Ziele zu setzen.

Die Unternehmenskultur von Straumann wird von einer Player/Learner-Mentalität angetrieben. Wodurch zeichnet sich dieser Ansatz aus?

Ein essenzieller Bestandteil der Player/Learner-Kultur ist Neugierde. Neue Fragestellungen sollen mit Aufgeschlossenheit und Wissbegierde angegangen werden, Fragen sollen gestellt werden, gewisse kalkulierte Risiken sollen eingegangen werden, und wenn Fehler passieren, dann soll daraus gelernt werden.

Mit einem eigens eingerichteten Innovationsportal ermutigen Sie Ihre Stakeholder, Ideen einzureichen, um die Zahnmedizin der Zukunft gemeinsam zu gestalten. Anhand welcher Kriterien erkennen Sie, ob eine Idee Biss hat?

Dafür gibt es ein Team, das sich diese Ideen genauer ansieht und entscheidet, ob eine Idee weiterverfolgt wird und mit welcher Priorität dies geschieht. Viele Ideen kommen dabei auch von unseren Kunden. Unsere Kunden arbeiten tagtäglich mit unseren Produkten und entwickeln dabei viele Ideen und Verbesserungsvorschläge, die sie mit uns teilen. Bei der Evaluation ist wichtig, dass dies durch ein gemischtes Team geschieht, damit nicht nur technisch interessante Aspekte angesehen werden, sondern auch das wirtschaftliche Potenzial bewertet wird. Eine Innovation ist ja erst erfolgreich, wenn sie sich auch am Markt durchsetzen kann.

Wie wird sich die globalisierte (Business-)Welt durch die Corona-Krise verändern?

Die verschiedenen Regionen rund um den Globus sind aktuell in unterschiedlichen Phasen und zum Teil ist das auch auf dem gleichen Kontinent von Land zu Land unterschiedlich. In den letzten Wochen ist vieles passiert, was wir uns vor wenigen Monaten nicht vorstellen konnten. Insofern wird jede heutige Aussage morgen vielleicht bereits überholt sein. Wichtig ist vor allem, dass die Pandemie schnell eingegrenzt und gestoppt wird. Dann werden wir sehen, wie sich die Wirtschaft erholen wird. Ermutigend ist, dass aus China, das ja am frühesten betroffen war, positive Signale kommen.

Nach Ihrer Promotion in Biochemie und Molekularbiologie haben Sie als Consultant bei einer grossen Beratungsfirma, im Business Development und im Controlling gearbeitet. Welches sind die wichtigsten Erfolgsbausteine Ihrer Karriere? Und welches war der grösste Stolperstein?

Ich habe das Wirtschaftsgymnasium besucht und nach der Matura auch ein Wirtschaftsstudium in Betracht gezogen. Ich habe mich dann aber für die Naturwissenschaften entschieden, da ein Hochschulstudium eine einzigartige Möglichkeit ist, sich wirklich vertieft damit zu beschäftigen. Ein Entscheid, den ich heute wieder so treffen würde. Nach meiner Promotion habe ich mich dann aber entschieden, nicht in der Forschung zu bleiben, sondern einen neuen Weg einzuschlagen. Aus dem Studium habe ich sicher das strukturierte und exakte Arbeiten, die Problemlösung und das analytische Vorgehen mitgenommen. Allerdings habe ich in der Businesswelt schnell gelernt, dass man nicht immer alle Fakten und Daten für Entscheidungen haben kann und man viele Entscheidungen unter einem gewissen Zeitdruck und mit einer limitierten Faktenlage treffen muss. Dabei muss man sich immer bewusst sein, welche Daten entscheidungsrelevant sind und welche Analysen Mehrwert generieren. Sehr geholfen haben mir im Businessalltag verschiedene Vorgesetzte und/oder Kolleginnen und Kollegen, die mir als Vorbild gedient haben. Mit dabei waren auch einige CFOs, und es ist faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich diese Vorbildrolle wahrgenommen werden kann. Aber schlussendlich habe ich am meisten aus Fehlern gelernt, auch wenn diese auf den ersten Blick als Stolpersteine angesehen werden. Ich habe meine Fehler im Nachhinein analysiert, mit Vertrauenspersonen besprochen, meine Schlüsse daraus gezogen und daraus gelernt.

Wie gelangen Sie privat zu einem Ausgleich, wenn Sie beruflich einmal die Zähne zusammenbeissen müssen?

Wie die meisten versuche ich auch, regelmässig Sport zu treiben, um fit zu bleiben. Während des Gymnasiums habe ich eine Schnupperlehre als Koch gemacht und überlegt, eine Kochlehre zu starten. Allerdings habe ich mich dann dagegen entschieden. Heute koche ich sehr gerne, und mich fasziniert dabei vor allem die Kreativität, aber auch die Präzision sowie schlussendlich das Geschmackserlebnis beim gemeinsamen Essen. Und natürlich gehört auch eine gute Flasche Wein dazu. Das alles ist eine schöne Abwechslung zum Alltag, der sich oft um Zahlen dreht.


Peter Hackel

Peter Hackel

Peter Hackel ist CFO der Straumann AG und Mitglied des Group Executive Management Board mit Verantwortung für Finanzen, Investor Relations und Einkauf. 2014 kam er, nach dreijähriger Beschäftigung im Finanzbereich der Oerlikon Industrial Group, zu Straumann zurück. Er war von 2004 bis 2011 erstmals als Leiter Group Controlling und Mitglied der Executive Management Group bei der Straumann AG tätig gewesen. Zuvor hatte er verschiedene Managementpositionen bei McKinsey und Geistlich Biomaterials inne. Peter Hackel hat in Biochemie und Molekularbiologie an der ETH Zürich promoviert und ein Nachdiplomstudium in Wirtschaft an der Fernuniversität Hagen, Deutschland, absolviert.