Ist XBRL Neuland für Sie? Hier lesen Sie sich ein
Die Klimaberichterstattung wird in der Schweiz für börsenkotierte Unternehmen obligatorisch, und der Bundesrat verlangt, dass der Bericht in einem für Mensch (z.B. pdf) als auch für Maschine (z.B. XBRL) lesbaren, international verbreiteten elektronischen Format veröffentlicht wird. Faktisch kommt dafür nur XBRL in Frage. Hier finden Sie Hinweise, wo Sie sich ins Thema einlesen können.
von Irene Perrin
Februar 2023
Die Klimaberichterstattung wird in der Schweiz für börsenkotierte Unternehmen obligatorisch. In der Verordnung, die der Bundesrat auf den 1.Januar 2024 in Kraft setzt, wird verlangt, dass die Berichterstattung über Klimabelange sowohl in einem für Mensch (z.B. pdf) als auch für Maschine (z.B. XBRL) lesbaren, international verbreiteten elektronischen Format veröffentlicht wird. eXtensible Business Reporting Language, kurz XBRL, ist momentan der einzige Standard, der dafür in Frage kommt. Somit wird XBRL faktisch zur Pflicht.
Einige zentrale Fragen zur Umsetzung sind allerdings noch offen: Beispielsweise ist unklar, welche Taxonomie für das XBRL-Tagging genutzt werden soll: Wird es eine Schweizer XBRL-Taxonomie für Klima geben? Oder sollen Unternehmen die Taxonomie zum Klimareporting, die aktuell in der EU im Rahmen der neuen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) entwickelt wird, nutzen? Wann liegt eine Taxonomie vor? Diese und viele weitere Fragen sind im Moment noch offen.
Die gute Nachricht ist: XBRL ist ein bewährter Standard, der im Rahmen der Finanzberichterstattung seit längerem eingesetzt wird. So gibt es umfangreiche Erfahrungen aus den USA als auch der EU. In der EU beispielsweise ist XBRL-Tagging für Finanzberichte seit 2020 verpflichtend (sogenannte European Single Electronic Format-Verordnung, ESEF).
Sind XBRL und Maschinenlesbarkeit Neuland für Sie? Die folgende Linksammlung hilft Ihnen, sich mit dem Thema vertraut zu machen. Auch der CCR-Helpdesk steht unseren Mitgliedern für alle Fragen rund um XBRL zur Verfügung.
Linksammlung:
Die Verordnung zur Klimaberichterstattung sowie die Erläuterungen zur Verordnung, in welchen XBRL explizit erwähnt ist, finden Sie auf der Seite des Bundes.
XBRL war bereits mehrfach Thema in der «The Reporting Times»: Eine Einführung ins Thema von John Turner, CEO von XBRL International (2018; Seite 18); Empfehlungen von Prof. Monika Kovarova-Simecek zur Einführung von XBRL in der EU (2019, S. 14); ein Artikel zum Stand von XBRL in der Schweiz von Armin Galliker, CEO MDD (2020, Seite 19); Erkenntnisse zum Stand der Verbreitung von XBRL aus dem Corporate Reporting Monitor (2021, Seite 16).
XBRL International bietet umfangreiche Informationen zum XBRL-Standard, unter anderem zum «what» (Beschreibung der XBRL-Standards), zum «how» (Prozess für die Einführung), und zum «why» (Bedeutung und Nutzung). XBRL Schweiz ist der Schweizer Ableger des internationalen Konsortiums und bietet ebenfalls Informationen an. Hilfreich auch das englische oder deutsche Glossar.
Die Jahreskonferenz von XBRL International «Data Amplified» wird 2023 übrigens am 16./17. Oktober in Zürich stattfinden; es ist davon auszugehen, dass Fragen zu XBRL und Klimareporting adressiert werden.
XBRL International hat mit verschiedenen Partnern eine Arbeitsgruppe zum Thema «Digital Sustainability Disclosures» gegründet. Deren Arbeit wird auf der Microsite Digital Sustainability Disclosures zusammengefasst und laufend ergänzt, und es werden Herausforderungen und Best Practices beschrieben. Ein kurzer Podcast zeigt anhand eines konkreten Beispiels, wie XBRL für ESG-Berichte funktioniert und was Herausforderungen sind.
Wie XBRL für ESG-Berichte aussehen kann, ist am Beispiel von Aviva ersichtlich.
Unter dem Stichwort «Structured digital reporting» stellt das «Reporting Lab» des britischen Financial Reporting Council (FRC) Erfahrungsberichte und Webinar-Recordings zur Verfügung, in denen «Lessons Learned» aus dem ersten Jahr mit XBRL-Pflicht geteilt und Empfehlungen für Unternehmen gegeben werden.
Eine Informationsquelle können auch Anbieter von Publishing-Tools sein. Viele Unternehmen nutzen ein Publishing-Tool für die Erstellung des Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichts (z.B. ns.publish von NeidhartSchön, die MDD-Plattform von Management Digital Data AG oder die Collaboration-Plattform von CtrlPrint). Diese Tools bieten Lösungen für das XBRL-Tagging für die Finanzberichterstattung und entwickeln Services für das Tagging von Klima- und ESG-Berichten. Informationen zu XBRL finden Sie auf deren Webseiten, sowie teilweise auch Einführungs-Webinare (z.B. ESEF- und Automatisierungs-Webinare von mms solutions). Wer kein Publishing-Tool nutzt, kann auch das fertige PDF nachträglich von einem Service-Provider wie z.B. EQS taggen lassen.
Dr. Irene Perrin
ist Senior Consultant beim CCR und verantwortet die Betreuung und Beratung von Firmenmitgliedern, das Themen-Management sowie das Trendscouting. Zuvor sammelte sie während mehrerer Jahre Erfahrung in den Bereichen Strategie, Nachhaltigkeit und Reporting in einer Beratungs-Boutique und verantwortete zuletzt die Nachhaltigkeitsberichterstattung eines kotierten Unternehmens. Irene studierte Kommunikation und Wirtschaft und promovierte an der Universität Zürich.
Welche Themen beschäftigen Sie momentan?
Integrated Thinking, ESG & Nachhaltigkeit, Verantwortung & Governance, Stakeholder Relations, Digitalisierung, Standards & Frameworks oder Regulierung, andere? Das CCR liefert Mitgliedern mit seinem Expertennetzwerk die gesuchten Antworten. Kontaktieren Sie unseren Helpdesk.