Beyond Compliance - Making a Difference
Das Geschäftsberichte-Symposium 2024
Von Walter Thomas Lutz, Redaktionsverantwortlicher “The Reporting Times” und Mitglied des CCR-Expertennetzwerks
Fotografie von Geri Krischker
Zum Programm des 15. Geschäftsberichte-Symposiums
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Mit einem neuen Teilnehmerrekord von 300 Gästen war die 15. Durchführung des Geschäftsberichte-Symposiums am 13. Juni 2024 bis auf den letzten Platz besetzt. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde im GDI in Rüschlikon wiederum ein vielseitiges Programm an inspirierenden Keynotes und praxisnahen Best-Practice-Sessions geboten.
Den Rahmen setzte das aktuelle Leitthema «Beyond Compliance – Making a Difference». Die Tatsache, dass viele Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung nach wie vor reaktiv wahrnehmen, verstärkt zusätzlich zur allgemeinen Tendenz zu staatlichen Vorgaben die Regulierungswelle, namentlich auch in der EU. Dabei – da waren sich die Teilnehmer einig – würde eine proaktive Herangehensweise an die Anforderungen, denen sich Unternehmen stellen müssen, vielseitige Chancen bieten, wogegen die Einhaltung der Compliance als reine tick-the-box-Übung vor allem viel Aufwand bei wenig Ertrag bedeutet. In manchen Bereichen gehen die Erwartungen der Stakeholder bereits heute über das gesetzlich vorgegebene Minimum hinaus. Erfolgreiche Unternehmen nutzen dies als Chance, ihre Strategie zu schärfen und sich in der Governance frühzeitig auf künftige Anforderungen vorzubereiten. Nicht zuletzt können sie sich mit einem proaktiven Vorgehen im Markt positionieren und die Basis für eine langfristig erfolgreiche Entwicklung stärken.
Dass kein Weg daran vorbeiführt, sich mit dem laufenden Paradigmenwechsel auseinanderzusetzen, der die globale Wirtschaft herausfordert, machte gleich zu Beginn des Symposiums Prof. Dr. Christof Ehrhart deutlich. In seiner Keynote im Rahmen des VIP-Lunches für geladene Gäste gab sich der Executive Vice President Corporate Communications & Governmental Affairs der Robert Bosch GmbH überzeugt, dass die bisherige Akzeptanz des unternehmerischen Handelns auf dem Prüfstand steht und ein Umdenken sowohl in der strategischen Führung von Organisationen wie auch im konkreten Kommunikationsmanagement erfolgsentscheidend sein wird. «Die Kommunikation von innen nach aussen hat ausgedient», hielt Ehrhart fest, umso wichtiger sei, dass Unternehmen die unterschiedlichen Erwartungen seiner multiplen Stakeholder-Gruppen gut kenne und diese aktiv mit zielgruppengerecht aufbereiteten Informationen bedienen könne. Management im 21. Jahrhundert sei vor allem auch Dilemma-Bewältigung, Transparenz allein reiche nicht mehr. Entscheidend für ein erfolgreiches Stakeholder- und Reputation-Management sei das Zusammenspiel von Haltung, Strategie und Methodik.
Ebenso klar formulierte es der erfahrene Wirtschaftsanwalt und Multiverwaltungsrat Dr. Felix R. Ehrat in seinem Eröffnungsreferat im grossen Saal des GDI. Das blosse Erfüllen von Compliance-Vorgaben genüge heute nicht für ein verantwortungsbewusstes und langfristig angelegtes Management von Organisationen. Zu häufig werde nach wie vor eher auf Druck von aussen reagiert, anstatt proaktiv Verantwortung zu übernehmen. Damit verschenke das Management wertvollen Handlungsspielraum. Nur wer die Hintergründe der Regulierungen verstehe, könne wertvolle Erkenntnisse zur Schärfung und Festigung der Strategie gewinnen. Der erfahrene Jurist warnte davor, dass das Rechtsverständnis einer breiten Öffentlichkeit und damit die Rechtsrisiken für unternehmerisches Handeln zu einem immer grösseren Anteil von nicht juristischen, weichen Faktoren bestimmt würden. Verstärkend wirke zudem ein zunehmendes Unbehagen immer grösserer Teile der Bevölkerung gegenüber der Wirtschaft grundsätzlich und ihrer Schlüsselpersonen im speziellen. Die damit einhergehende Vertrauenserosion stelle die Wirtschaft vor immer grössere Herausforderungen, ihre Legitimität unter Beweis zu stellen. Mit einer proaktiven strategischen Compliance könne dieser Negativspirale entgegengewirkt werden. Dr. Felix R. Ehrat schloss mit der Empfehlung, Compliance in der Verbindung mit einem zukunftsgerichteten Reputation-Management als eine strategische Funktion der Unternehmensführung zu verstehen.
Damit war der Boden gelegt für die von Prof. Dr. René Schmidpeter moderierte Panel-Diskussion, an der Prof. Dr. Michèle Sutter-Rüdisser, HSG Institute for Law and Economics, Camillo Rossotto, Chief Public Affairs and ESG Officer Avolta, und Mads Joergensen, Georg Fischer Group CFO teilnahmen. Auf die Eröffnungsfrage des Moderators, ob die Auswirkungen der ESG-Regulierungen die unternehmerische Tätigkeit eher fördere oder behindere, wog Mads Joergensen ab, er sehe sowohl Chancen, aber auch Herausforderungen, wenn es darum gehe, die ESG-Vorgaben einem unternehmerischen Nutzen zuzuführen. Camillo Rossotto beklagte ein Dilemma; als CFO sei er früher bestrebt gewesen, Sachverhalte für die Zielgruppen relevant darzustellen. Aber was ihm im finanziellen Reporting gelungen sei, stelle ihn beim ESG Reporting vor grosse Herausforderungen. Darauf antwortete Prof. Dr. Michèle Sutter-Rüdisser, es seien eben Kompromisse notwendig, was allerdings voraussetze, dass dabei für alle Involvierten ein Nutzen entstehen müsse. Die Frage laute deshalb nicht, ob, sondern wie aus der ESG-Regulierung unternehmerische Vorteile gewonnen werden können. Kritisch beurteilte Camillo Rossotto den Begriff «Non Financial Disclosure». Dieser schiesse am Ziel vorbei. Vielmehr müsse von ganzheitlicher Kommunikation gesprochen werden. Damit würde klar, dass ESG-Aspekte sowohl die strategische wie auch die operative Führung beeinflussen. Nur so könne ein maximaler Nutzen für eine Organisation gewonnen werden, was zudem eine Voraussetzung dafür sei, dass das ESG Reporting über die blosse Pflichterfüllung hinaus zum Innovationstreiber werden könne.
In den sechs Best-Practice-Sessions vermittelten Expertinnen und Experten den Symposiumsgästen Fachwissen und gaben Einblicke in die Praxis, insbesondere auch hinsichtlich der Umsetzung der aktuellen Anforderungen an die ESG-Berichterstattung. Unter anderem wurde darüber diskutiert, welchen Ermessensspielraum im Reporting zwischen Schweizer Recht und CSRD/ESRS besteht. Eine andere Session ging der Frage nach, wie weit künstliche Intelligenz das Reporting verändern kann. Sodann berichteten Vertreter von adidas und der Mercedes-Benz Group darüber, wie in ihren Unternehmen der Prozess der ESG-Berichterstattung an die Anforderungen der doppelten Materialität angepasst wird. Eine weitere Session beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern ESG Reporting Geschäftsmodelle voranbringen und in Verbindung mit der Unternehmensstrategie die Wertschöpfung unterstützen kann. Und im neuen Format «Meet the Experts» konnten die Gäste Fragen dazu stellen, wie den zahlreichen Offenlegungsvorgaben begegnet werden kann.
Den inhaltlichen Schlusspunkt setzte Dr. Bernhard Heusler. Mit Augenzwinkern liess er die Gäste im grossen Saal an einer Reflexion seines Wirkens als langjähriger Präsident des FC Basel teilhaben – termingerecht am Vorabend der Eröffnung der Fussball-Europameisterschaft 2024. In seiner unterhaltsamen Keynote zeigte er mit amüsanten Beispielen auf, was in der Führung von Teams falsch laufen kann und wie es gelingt, auch anspruchsvolle Teammitglieder erfolgreich in eine gemeinsame Mannschaftsleistung einzubinden.
Den gesellschaftlichen Schlusspunkt bildete der Apéro Riche, der schon fast traditionsgemäss bei schönstem Frühsommerwetter auf der Terrasse des GDI mit Blick über den Zürichsee zu kollegialen Gesprächen einlud.
Wer das Geschäftsberichte-Symposium 2025 nicht verpassen will, kann sich bereits heute den Termin vormerken. Die 16. Durchführung findet statt am 18. Juni 2025.
Seit vielen Jahren wird das Geschäftsberichte-Symposium von Geri Krischker fotografisch begleitet. Lassen Sie mit seinen Bildern die 15. Durchführung Revue passieren.
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Ein grosses Dankeschön sprechen wir an dieser Stelle unseren Partnern aus – speziell unseren Platin-Partnern Linkgroup, LRQA, Management Digital Data (MDD), NeidhartSchön, Supertext und up&up sowie unseren Gold-Partnern Computershare, EQS Group, mms solutions, Sustainserv und Wolters Kluwer, die mit ihrem Engagement das Symposium zu einem grossen Teil erst möglich gemacht haben. Merci!